Geschichte IV

Am 18.10.1821 heiratet in Pülswerda Curt Maximilian Clemens von Seydewitz (geboren 28.01.1800 in München und Stiefbruder von Fürst Hermann Pückler-Muskau) die Reichsgräfin Josephine von Zedtwitz aus dem bei Eger in Böhmen ansässigen Hause Liebenstein. Beide hatten sich in München kennengelernt. Zu dieser Zeit muss schon das sogenannte "alte Schloss" in der Form eines spätklassizistischen Gebäudes mit neogotischen Ecktürmchen bestanden haben, denn sonst hätte wohl die Hochzeit in München stattgefunden.

In der Zeit um 1830 muss an das sogenannte "alte Schloss" der sogenannte "Comtessenflügel" oder das sogenannte "neue Schloss" angebaut worden sein, wobei ältere Keller aus der Zeit der Renaissance und das Barockportal mit der Jahreszahl 1767 eines Vorgängerbaus übernommen werden. Der Anbau war notwendig, weil die Kinderanzahl immer grösser wurde (Quelle: Erinnerungen der Therese Charlotte von Seydewitz, geboren 01.10.1829, verheiratet mit Leopold von Borch, Herr auf Gröben, deren Tochter Anna, geboren 1850, Ernst Arthur Lutze, geboren 1850, heiratete, welcher wiederum zur goldenen Hochzeit der von Seydewitz am 18.10.1871 ein Gedicht verfasste, von dem eine Strophe über der Kapellentüre eingemeisselt ist).

1841 und 1842 ist Fürst Hermann von Pückler-Muskau "gärtnerisch" im Park von Schloß Pülswerda tätig. Die für ihn typische Baumauswahl ist auch jetzt noch zu erkennen. An den Park erinnert sich Therese Charlotte von Seydewitz: "Schloss Pülswerda war ein grosses einfaches Gebäude mit einer Rampe davor und mit einem schönen, grossen Park. Flieder und Linden dufteten dort im Frühling und die Nachtigallen schlugen." Die Parkgestaltung wird getreu der Fürst-Pücklerschen Forderung, dass ein Park ins freie Feld hinein "auszuklingen" habe, wohl auch ausserhalb des eigentlichen Schlossparks ausgeführt: ein Teil des Weges nach Graditz erhält eine wunderschöne Allee, zur Elbe in Richtung Kathewitz ist ein Weg als ein Hainbuchenlaubengang gewachsen, markante Solitärbäume wie Stieleiche, eine Platane und Sumpfeichen sind Teil der Elbauenlandschaft und Landmarken an Feldwegen, teilweise nicht mehr vorhandene Obstbaumalleen und im Ort Pülswerda die nicht mehr vorhandene Gestaltung von Wegen mit Hecken. Es kann auch eine Verknüpfung mit den in nächster Nähe befindlichen Parkanlagen von Graditz und Triestewitz vorhanden gewesen sein.

1849 wurde in der Kirche in Arzberg (vor dem Neubau im Jahre 1905 war diese Kirche eine im Kern romanische Kirche mit typischer Apsis) der Altar und die Kanzel erneuert und umgebaut. Bei diesen Tätigkeiten wurden die um den Altar herumliegenden Grabplatten aufgehoben und später als Trittstufen zu den Emporen an der Aussenwand der Kirche eingebaut (Quelle: Chronik der Kirchengemeinde Arzberg, Herr Pfarrer Hugo Kersten, verfasst ab dem Jahre 1899). Diese Grabplatten waren Grabplatten der von Seydewitz aus Pülswerda. Der Sachverhalt ist in mehreren Aspekten merkwürdig: zu dieser Zeit (1849) war Curt Maximilian Clemens Graf von Seydewitz Herr auf Pülswerda und es erstaunt, dass dieser Umgang mit den Vorfahren zugelassen wurde, und gleichzeitig ist es unerklärlich, dass Gräber der von Seydewitz sich in der Kirche Arzberg befinden, obwohl Pülswerda immer auf die andere Seite der Elbe, nämlich nach Weßnig eingepfarrt war.

Am 08.03.1850 stirbt auf Pülswerda die Gräfin Clementine Cunigunde Charlotte Olympia Louise von Seydewitz (seit 1816 Witwe), Mutter von Fürst Pückler-Muskau. Sie wird in Pülswerda begraben.

Am 04.02.1871 stirbt Fürst Hermann Pückler-Muskau. Alleinerbin des Vermögens ist Maria Hermine von Pachelbl-Gehag, Tochter des Graf Maximilian Curt Clemens von Seydewitz. Diese Tochter heiratete am 01.10.1851 Karl von Pachelbl-Gehag. Ein Brustbild von Maria Hermine war noch im Jahr 2013 im Besitz von Margaret von Jorck, wohl ein Erinnerungsstück von Maria Hermine an die Zeit in Pülswerda, so wie es im Besitz der Familie Rüdiger von Pachelbl im Jahr 2003 noch einen roten Glashumpen mit einem eingravierten Bild des Schloss Pülswerda gab.