Geschichte V

Am 21.08.1871 stirbt Frau Maria Hermine von Pachelbl-Gehag, geboren am 22.07.1831, im Alter von 40 Jahren. Sie wird im Erbbegräbnis in Pülswerda begraben. Die Verstorbene hinterlässt ihren Gatten und zwei Söhne und eine Tochter. Der Wohnort war zuletzt Potsdam. Es ist möglich, daß die Nachfahren noch Unterlagen zu dem Park in Pülswerda haben. Allerdings ist auch Frau Ludmilla Assing als Erbin des Pücklerschen Nachlasses bekannt. Aus diesem Nachlass stellte sie die neun Auswahlbände „Briefwechsel und Tagebücher" (1873-76) zusammen und verwendete ihn für ihre 1873/74 erschienene, zweibändige Fürst-Pückler-Biographie.

Am 18.10.1872 wird die Kapelle ‚im Garten belegen’ durch den Generalsuperintendenten Schulze aus Magdeburg und Herrn Superintendenten Felgenträger aus Belgern geweiht. Der Tag wird deshalb gewählt, weil sich am 18.10.1821 Graf Maximilian Curt Clemens von Seydewitz, Stiefbruder des Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Landrat des Kreises Torgau, Königlich Bayerischer Kammerherr, Königlich Preußischer Geheimer Regierungsrat, geboren 1800 in München, mit der Reichsgräfin Josephine von Zedtwitz aus dem Hause Liebenstein vermählt hatte. Zur goldenen Hochzeit im Jahre 1871 wurde ein Gedicht verfasst, von dem ein Teil in das Bogenfeld über dem Eingangsportal gemeißelt wurde. Ob vor dem Bau der Kapelle bereits ein anderes Gebäude vorhanden war (vgl. dazu vor allem das Begräbnis der Mutter von Fürst Pückler-Muskau in Pülswerda im Jahre 1850), ist bisher ungeklärt. In dem Zeitungsartikel des ‚Torgauer Kreisblatt’ vom 22.10.1872 heißt es, daß das Gotteshaus von Herrn Graf von Seydewitz ‚in treuer Pietät gegen die dahingeschiedenen Lieben über dem Erbbegräbnis seines Hauses’ aufgeführt wurde. Wahrscheinlich ist die Kapelle ursprünglich in einer gestalteten Gartenlandschaft gelegen und nicht eingefriedet.

Am 13.12.1872 stirbt Graf Maximilian Curt Clemens von Seydewitz und wird in Pülswerda begraben.

1879 ist – vielleicht auch schon seit dem Tode des Maximilian Curt Clemens von Seydewitz im Jahre 1872 Herr Odo Heinrich Ulrich von Platen Rittergutsverwalter auf Pülswerda.

1884 geht Pülswerda in den Besitz der Familie Bake über, die unter anderem Pächter des Rittergutes Thallwitz auf der westlichen Seite der Elbe sind. Ab diesem Jahr bis etwa 1905 wird das Schloß innen komplett umgebaut und erhält auf der Parkseite einen Balkon und den weithin sichtbaren, ebenfalls mit Zinnen gekrönten, Mittelturm.

Ab dem 01.04.1892 sind die evangelischen Bewohner des Ritterguts Pülswerda nach Triestewitz eingepfarrt.

1907 scheint der Friedhof um die Kapelle durch eine Mauer eingefriedet worden zu sein.

1945 wird in der sowjetischen Besatzungszone das Verbrechen der sogenannten Bodenreform durchgeführt. Schon ein paar Jahre später werden von den Kommunisten auch die Bauern verfolgt, denen ursprünglich das von den Gutsbesitzern gestohlene Land zugeteilt worden war. Zusätzlich wird Kulturgut, seien es Schlösser, Bibliotheken und Kunst, vernichtet oder gezielt der Verwahrlosung überlassen. Die materiellen und mentalen Schäden, die diese bis zum Jahr 1990 dauernde Zeit angerichtet hat, werden noch einige Menschengenerationen nachwirken.

Seit 2000 wird ein Archiv zu Schloss und Ort Pülswerda und dem Fürst-Pückler-Park, sowie der angrenzenden Landschaftsgestaltung aufgebaut. Bitte unterstützen Sie uns dabei und in unserem Kampf um die Erhaltung einer einmaligen Kulturlandschaft!